Der Innenverteidiger, "auf Bolzplätzen
aufgewachsen", ist der letzte echte
"Heiner" beim SV Darmstadt 98 -
Die Rückennummer 3 als Ansporn Der einzige
echte "Heiner" im Team des Fußball-Regionalligisten
SV Darmstadt 98 ist gleichzeitig einer der jüngsten
Spieler: Christian Beisel (22) spielt seit
2004 in den Reihen der "Lilien"
und ist dort als Innenverteidiger zu einer
festen Größe geworden. Dass der Arheilger
jetzt seit etwas mehr als einem Jahr für
den SV 98 aufläuft, ist für Beisel die Erfüllung
eines Traums: "Zuvor hatte es nie
geklappt, dass ich im größten Verein
meiner Heimatstadt spielen konnte. Umso mehr
freut es mich, am Ziel Aufstieg mitwirken zu
können." Das Fußballspielen lernte
Christian Beisel vor der Haustür. Folglich
bezeichnet er sich als echten Straßenfußballer,
einen, der in seiner Jugend nach der Schule
auf die Bolzplätze zog. "Das war
damals einfach der Lauf der Dinge: Ich bin
quasi auf Bolzplätzen groß geworden. Früher
ging das auch noch, heute ist ja vieles
zugebaut", erinnert sich der
Zweiundzwanzigjährige, der immer in
Arheilgen lebte. Die SGA war sein erster
Verein. Im ersten Jahr der A-Jugend zog es
ihn dann zu Eintracht Frankfurt, im zweiten
spielte er für Waldhof Mannheim. Es folgten
Einsätze für die Amateure und für die
Profis in der Zweiten Bundesliga. Dort kam
Beisel auf neun Spiele - und vor allem das
erste gegen den Karlsruher SC in der Saison
2002/2003 ist ihm in Erinnerung geblieben.
Sein Gegenspieler damals war sein heutiger
Trainer: Bruno Labbadia, der ihm bereits
Jahre zuvor bei einem E-Jugendturnier in
Arheilgen einen Pokal in die Hand gedrückt
hatte. "Er hatte eine Riesenerfahrung,
und ich habe gleich in meinem Debüt einiges
lernen können. Er wusste in jeder
Situation, wie er sich zu verhalten hat und
hat mir das Leben wirklich schwer
gemacht." Für Beisel folgten acht
weitere Zweitliga-Spiele, ehe er im Sommer
2003 zum FC Eschborn wechselte. Von dort
wechselte er 2004 zurück in die Heimat, zum
SV Darmstadt 98. Dort ist er zum
Stammspieler gereift, was sich auch an
seiner Rückennummer 3 zeigt. "Diese
Nummer zeigt meinen Anspruch: Jetzt ist es
an der Zeit, mich auch mal als Stammspieler
zu fühlen." Neben Dennis Grassow ist
er für die Innenverteidigung zuständig,
und da macht er einen guten Job. Auch wenn
er weiß, dass den Fans manchmal viel
zugemutet wird: "Wir müssten manche
Spiele früher entscheiden, das wissen wir
selbst. Doch manchmal läuft vorne alles
schief, und dann geht hinten eben das große
Zittern los." Mit 22 Jahren steht
Christian Beisel noch am Anfang seiner
Karriere, und die soll ihn irgendwann einmal
bis in die Erste Bundesliga führen. Denn
wenn der ehrgeizige Defensivspieler, der in
seiner Jugend auch schon mal im Sturm
spielte, ein Ziel hat, dann ist es ein klar
umrissenes: "Ganz oben spielen, mich
dort etablieren. Bei welchem Verein, das wäre
mir dann erst einmal egal." Am liebsten
aber bei Bayern München, denn für den
Deutschen Meister schlägt Beisels Herz:
"Wenn man so hört, was Spieler wie
Stefan Leitl erzählen, die da aktiv waren,
dann wäre es schon ein Traum, dort einmal
auflaufen zu dürfen", sagt Beisel, der
sich aber zunächst einmal nur auf den SV 98
konzentrieren will. Und mit dem will "Beiselinho",
wie er von Jugend an wegen seiner diversen
Tricks mit dem Ball genannt wird, unbedingt
nach oben - dorthin, wo er mit Waldhof
Mannheim schon einmal spielte. Den Badenern
ist Beisel immer noch verbunden, was auch
auf seiner Homepage deutlich wird: Auf www.christian-beisel.de
("andere Fußballer haben auch eigene
Seiten . . .") berichtet er von seinen
Spielen und lässt auch Persönliches raus.
Etwa, dass er den Waldhöfern immer noch
alles Gute wünscht. Die spielen derzeit
aber nur in der Oberliga Baden-Württemberg.
Falls es mit der Karriere nicht klappen
sollte, hat Christian Beisel, dessen
Vorbilder David Beckham und Zinedine Zidane
sind, einen Plan B in der Tasche: Er
absolvierte eine Ausbildung zum
Elektroinstallateur. Wie schnell eine
Laufbahn zu Ende sein kann, hat er schließlich
selbst beinahe erfahren müssen: Im Januar
2001 zog er sich einen Schien- und
Wadenbeinbruch zu. Acht Monate musste er
pausieren - eine "heftige Zeit",
wie er sagt. "Dauernd die Behandlungen,
dauernd im Krankenhaus, das war schlimm.
Deshalb bin ich froh, dass heute wieder
alles funktioniert." Zumal sich der
noch bei seinen Eltern lebende Beisel, der
seinen Urlaub bevorzugt in Norwegen
verbringt, eine Berufslaufbahn als
Elektroinstallateur derzeit nur schwer
vorstellen kann. e
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