Wer
Christian Beisel erlebt, hat den Eindruck, als ob dieser
22-Jährige durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Und
dieser Schein trügt nicht. Unser Innenverteidiger mit der
Nummer 3 ist stets besonnen, konzentriert auf das, was er
tut und zuverlässig in dem, was er macht und verspricht.
Große Töne und
spektakuläre Auftritte sind nicht seine Sache. Christian,
der einzig echte „Heiner” im Team der Lilien, wächst in
bescheidenen Verhältnissen in Arheilgen auf. Mit zwei
Geschwistern lernt er schnell, was man sich leisten kann und
auf welche Dinge man verzichten muss. So ist er auch heute
noch ein bescheidener junger Mann, der gelernt hat, dankbar
zu sein für das, was man hat. Und dass man, wenn man mehr
will, dafür hart arbeiten muss. Mit sechs Jahren kommt
Christian durch einen Jungen aus der Nachbarschaft zum Fußball.
Danach bestimmt der Bolzplatz des Jugendhauses Rodgaustraße
sein Leben. „Ich war einer, der lieber mal auf die
Hausaufgaben verzichtet hat, um Fußball spielen zu können
bis spät am Abend. Die Hausaufgaben konnte man ja am nächsten
Morgen noch irgendwo abschreiben”. Bis zur B-Jugend spielt
er bei der SG Arheilgen. Danach steht für ihn fest, dass er
zu einem größeren Verein wechseln möchte. „So kam ich
in der A-Jugend zu Eintracht Frankfurt und habe in der
Landesliga Süd gespielt. Da ich dort aber nicht übernommen
wurde, ging ich zu Waldhof Mannheim in die A1-Jugend. Dort
schaffte ich sehr schnell den Sprung in den Profikader und
hatte dann auch insgesamt 10 Einsätze in der 2. Bundesliga.
Leider kam dann ein herber Rückschlag für mich. Nach einem
Schien- und Wadenbeinbruch im Training musste ich 8 Monate
pausieren und konnte nur Reha-Training absolvieren. Danach
musste ich bei den Amateuren wieder beginnen. Trotzdem habe
ich mich damals in das Profiteam zurück gekämpft und noch
DFB-Pokal für Mannheim gespielt”.
In der Saison 2002/2003 folgt der Wechsel nach
Eschborn, danach kommt er zum SV 98. Hier fühlt er sich von
Anfang an sehr wohl: er lebt zu Hause bei seinen Eltern,
kann in seiner Heimatstadt Fußball spielen und seine
Freundin kommt ebenfalls aus der näheren Umgebung. Bodenständig
ist er, genießt in seiner Freizeit die Ruhe und geht gerne
mit Freundin und Freunden mal ins Kino oder etwas Trinken.
„Ich versuche, mein Leben auf den Profifußball
auszurichten. Wenn ich über die Stränge schlagen würde, könnte
ich den nächsten Tag im Training vergessen. Deshalb lebe
ich gesund und bewusst, weil ich eben alles auf die Karte Fußball
setze. Mein größter Traum ist es, irgendwann einmal in der
Bundesliga zu spielen. Bruno Labbadia hat mir sehr deutlich
meine Schwächen gezeigt, die habe ich nun innerhalb der
letzten 1,5 Jahre abgestellt und hart an mir gearbeitet. In
der nächsten Zeit wird sich für mich entscheiden, ob ich
es als Profifußballer schaffen kann oder nicht”. Dass die
letzten 1,5 Jahre, die er meist auf der Ersatzbank
verbrachte, keine leichte Zeit gewesen sind, bestätigt
Christian Beisel nicht - widerspricht aber auch nicht.
„Ich bin keiner, der über seine Probleme oder Gedanken
spricht. Ich mache das mit mir selbst aus und versuche,
immer wieder an mir zu arbeiten und damit dann zu zeigen was
ich kann”. Die Mannschaft steht dabei für ihn absolut im
Mittelpunkt, nicht er selbst.
Dieser Wesenszug ist typisch für ihn: oft ist er zu
gutmütig und kümmert sich vor allem um andere, statt um
sich selbst. Im Moment absolviert er gerade parallel zum Fußball
ein freiwilliges soziales Jahr - als Trainer und Betreuer
bei der SG Arheilgen. „Ich möchte gerne etwas von dem zurückgeben,
was mir dort ermöglicht wurde. Deshalb engagiere ich mich
bei der SGA und versuche, dem Verein damit zu helfen”.
Auch dies erlebt man nicht gerade oft in diesem Geschäft.
Vielleicht
hat er ja mit seinem überzeugenden Spiel gegen Bayern München
II die Weichen in Richtung Profifußball gestellt. Auf jeden
Fall aber hat er endlich zeigen können, was er kann !
|