Christian Beisel hörte auf
Tanzlehrer Gebert
Sandhäuser Abwehrchef so gut wie noch nie auch gegen
Haching?
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Als es vor eineinhalb Jahren darum ging,
Christian Beisel vom Regionalligisten Darmstadt 98 zum
Oberligisten SV Sandhausen zu lotsen, wurde Manager Tobias
Gebert zum Tanzlehrer. ,,Mach einen Schritt zurück und
danach zwei Schritte nach vorne", empfahl er dem
Abwehrspieler, der bei den ,,Lilien" keinen Stammplatz
hatte.
Beisel ließ sich überzeugen. Den ersten Schritt, die Rückkehr
in die Regionalliga, hat er bereits vollzogen. Nun soll der
zweite folgen. ,,Es wäre wunderbar, in die Dritte Liga
aufzusteigen", sagt der Innenverteidiger. Die Chancen
sind gut. Vor dem Heimspiel morgen (14 Uhr am Hardtwald)
gegen den ehemaligen Bundesligisten und Aufstiegs Favoriten
Spvgg Unterhaching sind die Sandhäuser Dritter. Die Vereine
auf den Rängen drei bis zehn qualifizieren sich für die
neue Klasse. Christian Beisel ist zwar erst 24, hat als Fußballer
aber schon eine Menge erlebt. Zwei Abstiege mit Waldhof und
Eschborn zwei Aufstiege mit den Waldhof Amateuren und
Sandhausen ein Schien- und Wadenbeinbruch, der ihn fast ein
ganzes Jahr außer Gefecht setzte, und prominente
Gegenspieler wie Miroslav Klose und Bruno Labbadia. Der
zweimalige Nationalspieler, der damals für den KSC stürmte,
machte gegen den 20 jährigen Waldhöfer keinen Stich. Aber
daran lag es wohl nicht, dass es Beisel zwei Jahre später,
als Labbadia sein Trainer in Darmstadt war, auf nur 16 Einsätze
in zwei Spielzeiten brachte. ,,Labbadia ist ein
Perfektionist", sagt Beisel, ,,er hat den Bundesliga
erfahrenen Dennis Grassow, Hassan Vural und Abdoul Thiam den
Vorzug gegeben." Da bei war Christian der letzte
,,Heiner" so nennen sich die Ur Darmstädter. Er kam
mit der Empfehlung von 28 Regionalliga spielen für Eschborn
ans Böllenfalltor. Sein Trainer dort war der Iraner Ali
Reza Marzban, ein Geschichten Erzähler wie aus
Tausendundeiner Nacht. ,,Leider ist das meiste nicht
eingetroffen", sagt der bodenständige Beisel. Auch
André Egli, der naturverbundene Schweizer beim SV Waldhof,
war nicht sein Fall. Egli empfahl den Profis während des
Waldlaufs inne zu halten und dem Gezwitscher der Vögel zu
lauschen.
Die turbulenten Zeiten sind vorbei. Am Hardtwald geht es
familiär und bodenständig zu. Beisel lobt die
ausgezeichnete Kameradschaft. Seine Kollegen ,,Willi"
Anane, Boris Kolb und Antonio Castellino, mit denen er eine
Fahrgemeinschaft bildet, sorgen dafür, dass es auf dem Weg
von und nach Darmstadt nicht langweilig wird. Christian lebt
bei seinen Eltern im Darmstädter Vorort Arheilgen. Bei der
dortigen Sportgemeinschaft machte der gelernte Elektro
Installateur ein freiwilliges soziales Jahr als
Jugendtrainer. In der Meister Saison hatte der SV Sandhausen
mit 91 Toren den besten Angriff aller deutschen
Oberligisten. Nun stellte die Abwehr eine Bestmarke auf: Nur
vier Gegentore in den ersten sechs Spielen. Das ist vor
allem ein Verdienst von Abwehrchef Beisel und Torwart Marjan
Petkovic. ,,Marjan hält überragend. Das gibt uns
Sicherheit", lobt Beisel.
Morgen muss Trainer Gerd Dais noch einmal auf die gesperrten
Christian Fickert und Alf Mintzel verzichten, die am Freitag
bei den Stuttgarter Kickers wieder mitmachen dürfen. ,,Wir
wollen gegen Haching unseren Heimnimbus bewahren",
fordert Beisel. Vom Aufstieg in die 2. Liga will er nicht
reden. ,,Immer hübsch Schritt für Schritt", sagt er.
Tanzlehrer Gebert wird es freuen.
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Zum sportlichen Personal des
Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98 gehören zwei, die
in der Stadt der Heiner auch geboren worden sind: Der junge
Trainer und ein junger Abwehrspieler. Bruno Labbadia
kam im Februar 1966 zur Welt, Christian Beisel im Dezember
1982. Das ist nun aber wirklich nichts Besonderes, dass zwei
Darmstädter beim SV 98 beschäftigt sind. Bemerkenswert
allerdings ist, die beiden sind zwei mal gegeneinander
angetreten. Am 10.November 2002 trennten sich in einer
Begegnung der Zweiten Bundesliga der Karlsruher SC (mit
Stürmer Labbadia) unn der SV Waldhof Mannheim (mit
Innenverteidiger Beisel als direktem Gegenspieler) 1:1. Am
17.April 2003, Gründonnerstag, setzte sich der KSC beim
späteren Absteiger Waldhof mit 2:0 durch, das erste Tor
hatte Labbadia erzielt. |